Die bisherige Drogen-politik der Niederlande

Für die Fahndung und Strafverfolgung bei Drogendelikten gilt in
den Niederlanden das Opportunitätsprinzip.
Dies bedeutet, daß der Staatsanwalt von der Verfolgung einer Straftat absehen kann, wenn dies im öffentlichen Interesse ist. Höchste Priorität hat die Verfolgung und die Bekämpfung des internationalen Drogenhandels. Der Bekämpfung des Besitzes kleiner Mengen für den Eigenbedarf wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Wird von der Polizei eine Person festgenommen, die harte Drogen bei sich hat, werden diese Drogen beschlagnahmt; bei weniger als 0,5 Gramm findet im allgemeinen keine Strafverfolgung statt. Allerdings nimmt die Polizei Kontakt mit der Suchthilfe auf.

Durch die Anwendung des Opportunitätsprinzips in bezug auf den Verkauf von Cannabis in Coffeeshops, in denen keine alkoholhaltigen Getränke ausgeschenkt werden, soll eine Trennung der Märkte für harte bzw. weiche Drogen erreicht werden. So wird verhindert, daß Jugendliche, die gelegentlich Cannabis konsumieren, mit harten Drogen in Berührung kommen.

Der Verkauf kleiner Mengen weicher Drogen in den Coffeeshops ist zwar strafbar, wird aber in der Praxis nur dann verfolgt, wenn der Betreiber oder der Inhaber des Coffeeshops gegen einen der folgenden Grundsätze verstößt:

  • es dürfen pro Transaktion höchstens 5 Gramm pro
        Person verkauft werden
  • es dürfen keine harten Drogen verkauft werden
  • es darf keine Werbung für Drogen gemacht werden
  • es dürfen keine Belästigungen für die Umgebung
        entstehen
  • es dürfen keine Drogen an Jugendliche unter 18
        Jahren verkauft werden.
  • Minderjährige dürfen sich nicht im Coffeeshop
        aufhalten.


  • Wie sieht die Situation derzeit aus?

    Sieht man den Cannabisgebrauch Jugendlicher (nicht Mißbrauch wohlgemerkt!) pauschal als Problem an, so ist selbst dort die liberale Politik Hollands erfolgreicher als eine repressive wie zB. in den USA oder England. Es gibt in den Niederlanden zudem kaum junge Heroinabhängige. Dies ist vor allem das Ergebnis des Bemühens um eine Trennung der Märkte für harte bzw. weiche Drogen. Das durchschnittliche Alter der Personen, die von harten Drogen abhängig sind, beträgt zur Zeit etwa 36 Jahre.

    Es gibt jedoch zwei Hauptprobleme. Das eine ist, dass sich die Coffeeshops immer noch in einer Grauzone bewegen. Der Anbau großer Mengen (bzw. auch die Alternative der Einfuhr aus Marokko oder anderen Haschisch produzierenden Ländern) die für die vielen Coffeeshops benötigt werden ist immer noch verboten. Deshalb sorgen hier oft mafiöse Organisationen für Nachschub, was die Coffeshops zurück ins organisiert "kriminelle Mileu" bringt. Das zweite Problem ist, dass Holland als einziges Land in Europa (neben der Schweiz) eine derart liberale Cannabispolitik betreibt. Für die verfolgten Haschischkonsumenten - vor allem an den Grenzen - ist die Versuchung anstatt des gewöhnlichen "Straßenhaschisch" schlechter Qualität, das zudem auch noch meist beim "Dealer" erworben werden muss, einmal eine holländische Edelsorte aus einem Coffeeshop zu probieren groß. Deshalb gibt es (vor allem in den Grenzregionen und Amsterdam) einen enormen Haschischtourismus. Wie schon oben erwähnt vergrößert die enorme Nachfrage auch das Angebot, weshalb die meisten Coffeeshops auf Versorgung aus dem "kriminellen Milieu" zurückgreifen mussten.

    (Text von www.cannabislegal.de)

    Ein Video mit einem Coffeeshop-Inhaber, welcher das Problem mit dieser doch etwas shizophrenen Gesetzes-lage beschreibt, findest du in unserer Cannabis-Film-Sammlung. (Beitrag vom 13.11.03, Rausch aus dem Gewächshaus)